Montag, 21. März 2011

Männlicher Lebensstil und Genetik

Es ist gut belegt, dass männliche Verhaltensweisen häufig riskant und gesundheitsschädigend sind. Ernährungs- und Suchtverhalten sind nur zwei Beispiele. Esgibt epidemiologisch eindeutige Belege für männliches Risikoverhalten. So sind Männer hinsichtlich des Body mass Index als Bezugsgröße in fast allen Altersklassen adipöser. "Frauen reden über Diäten - Männer sind dick."
Die alleinige verhaltensbezogene Argumentation für die höhere Mortalität von 50-70 jährigen Männern greift zu kurz, auch wenn falsches Ess- und Bewegungsverhalten wichtige Faktoren sind. So kann der verhaltensbezogene Ansatz nicht die höhere männliche Sterblichkeit bei männlichen Kleinkindern und die späte Angleichung der geschlechtsspezifischen Sterblichkeit bei den Hochbetagten erklären. Es stellt sich die Frage, in welchem Ausmaß genetisch fixierte Faktoren für die geschlechtsspezifische Mortalität verantwortlich sind? Den genetischen Aspekten kommt für die geschlechts spezifischen Morbiditäts- und Mortalitätsunterschiede sicher eine entscheidende Bedeutung zu. Ein auffälliger geschlechtsspezifischer Unterschied ist die hormonelle Situation, die letztlich genetisch assoziiert ist. Einige Untersuchungen machen einen Einfluss der geschlechts spezifischen Hormonsituation für Risikoverhalten und bestimmte krankheitsspezifische Mortalitäten wahrscheinlich. Gutes Beispiel stellt der Straßenverkehr dar. Hier dominieren die männlichen Verkehrstoten und Unfallverursacher. Frauen sind somit eindeutig
die besseren Autofahrer. Die zum Teil verbittert geführte Kontroverse, ob primär genetische oder primär verhaltensspezifische bzw. soziologische Einflüsse für die geschlechtsspezifischen Morbiditäts- und Mortalitätsunterschiede maßgeblich sind, stellt sich nach dem gegenwärtigen Wissenstand nicht mehr. So ist weitgehend unstrittig, dass die genetisch definierten geschlechtsspezifischen Unterschiede zum wesentlichen Teil hormonell assoziiert sind und sich morphologisch in geschlechtsspezifischen Unterschieden des Gehirns und Herz-Kreislaufsystems manifestieren (z.B. räumliches Denken, sprachliche Assoziation, Endothelfunktion). Daraus resultieren geschlechtsspezifische Verhaltensweisen und Vulnerabilitäten, die indirekt Erkrankungen und vor allem Risikoverhalten (z.B. männliches Imponiergehabe, Raumgreifungstendenz) und bestimmte soziologische Muster (patriarchale Gesellschaftsstruktur) fördern. Diese Hypothese würde erklären, warum eine Änderung von geschlecht sspezifischen Risiko und Rollenverhalten so schwierig ist, da es quasi teilweise zum biologisch männlichen Programm gehört. Computergestützte Simulations modelle für Alterungsprozesse unterstützen diese These und deuten an, dass hormonelle Einflüsse in der Gruppe der jungen männlichen Erwachsenen entscheidend für die verhaltensbezogene Mortalität (z.B. Straßenverkehr, Gewaltdelikte), aber auch für die verhaltensbezogene Altersmorbidität (Herz-Kreislauferkrankungen, Adipositas) sind. Dies bedeutet keineswegs, dass Männer ihren Genen ausgeliefert sind. Ziel muss es sein, die geschlechts spezifische genetische Basisdurch eine adäquate Sozialisation in Richtung Gesundheitsprotektion zu beeinflussen. Dies wird durch Untersuchungen belegt, die zeigen, dass geschlechtsspezifische gesundheitliche Primärprävention vor allem in der Altersgruppe der Jugendlichen und Kinder erfolgen muss, wenn sie epidemiologisch wirksam werden soll.

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