Freitag, 18. März 2011

Männergesundheit


Die großen Fortschritte im Bereich der Diagnostik und Grundlagenforschung in den letzten 10Jahren zur erektilen Dysfunktion zeigen exemplarisch an einem "kleinem Gesundheitsproblem" die Notwendigkeit einer interdisziplinären geschlechtsspezifischen Forschung. Dabei hat sich ein Wandel der Betrachtungsweise von einer fast ausschließlich psychogenen zu einer organisch dominierten multifaktoriellen Ätiologie vollzogen. Wir sind mitten in eine neuen Ära in der pharmako medizintechnischen Entwicklung. Die erektile Dysfunktion ist nur ein Paradebeispiel. Immer mehr wird es möglich, degenerative Alterungsprozesse, die früher als selbstverständlich hingenommen wurden, medikamentös oder apparativtechnisch zu beeinflussen. Neben der erektilen Dysfunktion lassen sich auch die androgenetische Alopezie, Infertilität, Muskelabbau, Hautalterung oder der altersassoziierter Hypogonadismus als Beispiele nennen. In der Gesellschaft besteht trotz gegenteiliger Lippenbekenntnisse ein Bedürfnis den Alterungsprozess zu leugnen und soweit möglich zu kaschieren. Dies gilt auch, wenn keine eigentlichen Beschwerden oder definiertes Krankheitsbild bestehen. Die Pharmaindustrie und eine Reihe von medizinischen Dienstleistern haben sich in einer alternden Gesellschaft auf diese Bedürfnisse eingestellt und Begriffe wie "lifestyle und wellness" geprägt. Für heutige 60-70jährige Männer ist soziale Attraktivität zu Recht ein Element von Lebensqualität, wobei eine gesunde Sexualität selbstverständlich mit dazugehört. Kennzeichnend für die Industrienationen sind eine gestiegene Lebenserwartung, aber auch eine Erhöhung der Altersmorbidität. Dabei ist interessant,dass erhebliche geschlechtsspezifische Unterschiedeexistieren. Der aktuelle Lebenserwartungsunterschied zwischen Männern und Frauen nach den amtlichen Statistiken des Jahres 2004 beträgt ca. 6,5 Jahre. Vor allem in den Bereichen der kardiovaskulären Mortalität, der Onkologie des späten Erwachsenenalters und der verhaltensspezifischen Mortalität stellen Männer das benachteiligte Geschlecht dar. Ein geschlechtsspezifischer Lebenserwartungsunterschied zu Ungunsten der Männer lässt sich für fast alle Nationen nachweisen und ist besonders bei den westlichen Industrienationen bei hoher Gesamtlebenserwartung ausgeprägt. Interessant ist die Tatsache, dass, obwohl die geschlechtsspezifischen Lebenserwartungsunterschiede sehr auffällig und seit langem bekannt sind, wenig Anstrengungen unternommen wurden, diese Unterschiede interdisziplinär wissenschaftlich zu untersuchen.Die bisherigen Untersuchungen beschränken sich zumeist auf einzelne Krankheitsbilder bzw. Altersgruppen. Entscheidend ist, dass die geschlechtsspezifische Mortalitäten stark mit dem Alter variieren. Dies gilt insbesondere für die AItersgruppen der unter 50jährigen. So sind Männer für verhaltensbezogene Mortalitäten (z.B. Straßenverkehr) in der Altersklasse der jungen Erwachsenen besonders vulnerabel. Im reifen Erwachsenenalter nach dem 50. Lebensjahr dominieren Herzkreislauferkrankungen für Mortalitätsbetrachtungen Ab dem 75. Lebensjahr gleichen sich die Mortalitätsziffern von Männern und Frauen für die meisten Erkrankungen an, wobei sich für die höheren Altersklassen ein deutlicher "Frauenüberschuss" manifestiert hat. Es existieren eine Reihe von Hinweisen, dass die Basis des geschlechtsspezifischen Lebenserwartungsunterschiedes in der Jugend, d.h. deutlich vor dem 30. Lebensjahr gelegt wird. Dies unterstreicht die Hypothese eines hohen genetischen oder genetisch assoziierten Einflusses auf die Lebenserwartung bzw. Mortalität, der durch verhaltens- und umweltbezogene Einflüsse modifiziert wird.

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