Freitag, 25. März 2011

Fallbeispiele


Nach der Beschreibung des vielschichtigen Sym-
ptoms "Erektile Dysfunktion", erleichtern Fallbeispiele
das Verständnis von Diagnose und Behandlung. Es sind durchweg Fälle, wie sie in einer urologisehen oder andrologischen Sprechstunde vorkommen. Die Vorgeschichten, Untersuchungen und eingeschlagenen Behandlungen werden verkürzt dargestellt. Es wurde versucht, die diagnostischen und therapeutischen Empfehlungen praxisorientiert darzustellen.

Anamnese

63jähriger frühpensionierter Beamter, der sich seit
einer Nierenentfernung (Nierenzellkarzinom) mit anschließender leichtgradiger kompensierter Niereninsuffizienz in urologischer Kontrolle befindet. Eine Prostatavergrößerung ist bekannt, die Miktion ist noch zufriedenstellend (Nykturie 2x). Wegen eines Bluthochdruckes müsse er morgens und abends seit ca. 4 Jahren Tabletten einnehmen.Treppensteigen über mehrere Stockwerke wäre gut möglich. Früher habe er 1 Schachtel Zigaretten geraucht, jetzt nur noch gelegentlich, weswegen er auch an Gewicht zugenommen habe. Nachdem bei früheren Untersuchungen bereits eine zunehmender Rigiditätsverlust bei Erektionen dokumentiert wurde, war der Leidensdruck inzwischen, auch von Seiten der Partnerin (9 Jahre jünger), angewachsen, so dass der Patient nun eine weitere Abklärung wünschte. Geschlechtsverkehr wird 1x wöchentlich durchgeführt, wobei die Episoden mit Rigiditätsschwäche in den letzten 12 Monaten zugenommen haben. Der Patient gibt an, dass vor allem die Penetration mühsam wäre.

Relevante Befunde

• Pulmo und Herz auskultatorisch unauffällig

• Genitale, rektale Untersuchung und Abdomen
in der körperlichen Untersuchung unauffällig

• IIEF-Score: 17, BMI 27,2

• Kein Anhalt für einen Rezidivtumor oder Metastasen

• LDL-Cholesterin 240 mg
%- Serum-Harnsäure
leicht erhöht, Kreatinin 1,8 mg %, PSA 2,4 ng/ml

• Testosteron, TSH, Glucose, Hbalc, Prolaktin im
Normbereich

• RR schwankend zwischen 130/90 mmHg und
160/90 mmHg

• SKIT - Test mit 10 ug Prostagiandin EI zeigt einen
arteriellen Spitzenfluss in den tiefen penilen
Arterien von 20 cm/sec und eine E4-E5 Erektion

Laufende Medikation

Selektiver ß-Blocker und Thiazid-Diuretikum in
niedriger Dosierung

Fragen

Was ist die wahrscheinliche Ursache der Erektionsstörung?

Welche Maßnahmen sollten unabhängig von der Erektionsstörung empfohlen werden?

Kritische Diskussion u. weiteres Procedere

Ursächlich hat der langjährige Bluthochdruck in
Verbindung mit einer Hyperlipidämie und Nikotinabusus
zu einer glattmuskulären Gefäßschädigung auch der Penisgefäße geführt.Die zur Blutdrucksenkung verordneten Medikamente wirken ebenfalls belastend für die erektile Funktion, sind jedoch unverzichtbar. Tendenziell sollte der Blutdruck nach Langzeitkontrolle (24 h RR-Profil) noch besser eingestellt werden. Ein Belastungs-EKG ist sinnvoll, um eine relevante kardiale Erkrankung auszuschließen. Die prinzipielle Schwellkörperfunktion ist noch weitgehend regelrecht, auch wenn bereits eine Reduktion des Spitzenflusses in der Prostagladin-Stimulation erkennbar ist.

Verlauf
Nach Aufklärung wird ein medikamentöser Behandlungsversuch vom Patienten bevorzugt, so dass eine PDES-Inhibitor-Gabe erfolgte. Die Kostenproblematik wurde mit dem Patienten besprochen.Eine mittlere Dosis (ca. eine Stunde vor geplanten Geschlechtsverkehr) ermöglicht dem Patienten wieder ein befriedigendes Sexualleben mit wöchentlichem Geschlechtsverkehr bei rigider Erektion. Begleitend wird eine Reduktionsdiät im Sinne einer ausgewogenen, purin- und cholesterinarmen Mischkost bei gesteigerter körperlicher Aktivität empfohlen. Dabei wird eine kontrollierte Gewichtsabnahme von 10 kg über 1 Jahr angestrebt.

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