Donnerstag, 24. Februar 2011

Weitere orale Medikationen


Apomorphin

Apomorphin stellt eine sehr alte und wohlbekannte Substanz dar, die als Brechmittel in der Behandlung von Vergiftungen eingesetzt wurde. Ende der 80er Jahre fanden sich erste Publikationen, die eine erektionsfördernde Wirkung des Substanz beschrieben.Apomorphin stellt einen zentral wirksamen DI- und D2- Rezeptoragonisten dar, der durch Stimulation vor allem von D2-Rezeptoren des Nucleus paraventricularis, Area präoptica und im Bereich spinaler Erektionszentren einen erektionsinduzierenden Effekt aufweist. Somit fördert Apomorphin die Erektionseinleitung im Schwellkörper durch zentrale Impulse. Ein direkter Ein-fluss auf die Libido ist nicht belegt. Ebenfalls bestehtkeine direkte Wirkung auf die glatte Schwellkörpermuskulatur.Aufgrund des Wirkmechanismus ergibt sich, dass für die Entfaltung der proerektilen Wirkung im Schwellkörper der periphere Erektionszyklus und die Zuleitung von erektionsfördernden Impulsen weitgehend intakt sein muss. Dies bedeutet, die glatte Muskulatur des Corpus cavernosum muss ähnlich wie bei den PDE5-lnhibitoren noch eine adäquate Relaxationsfähigkeit und vegetative Innervation aufweisen. Aus diesem Grund ist die Wirkung von Apomorphin bei ausgeprägten organischen Erektionsstörungen, wie sie z.B. bei Diabetikern vorkommen, sehr beschränkt.

Effektivität und Dosierung

Apomorphin weist eine hohe therapeutische Breite und geringe Nebenwirkungsrate auf. Es handelt sich ebenfalls um eine "on demand" Medikation,die nur bei geplanten Geschlechtsverkehr einzunehmen ist. Die Applikation erfolgt als Sublingualtablette (Apomorphin SL), um den "first pass" Effekt in der Leber zu umgehen. Mit dem Wirkungseintritt ist nach wenigen Minuten « 30 Minuten) zu rechnen. Die Wirkdauer beträgt individuell variabel bis zu 4 Stunden. Die Effektivitätsraten sind dosisabhängig und durch Studien gut belegt. Die verwendeten Standarddosierungen betragen 2 mg und 3 mg (evtl. 4 mg) Apomorphin SLsublingual (z.B.Ixense ®). In der täglichen Praxis werden fast ausschließlich die höheren Dosen eingesetzt, da die niedrige 2mg Dosis in der täglichen Praxis eine zu geringe Effektivitätsrate zeigte. Weit mehr als bei den PDE5-lnhibitoren ist es notwendig, mehrere "Versuche" mit der Substanz an unterschiedlichen Tagen zu planen. Einige Studien haben gezeigt,dass erst nach 4-8 Versuchen mit Apomorphin eine Aussage zur Wirksamkeit gemacht werden kann. Die Störfaktoren, die die erektionsfördernde Wirkung beeinflussen können, sind recht groß. Insgesamt spielt Apomorphin in der Behandlung der erektilen Dysfunktion eine untergeordnete Rolle.

Nebenwirkungen

Als bedeutendste Nebenwirkungen wurden dosisabhängig übelkeit und Erbrechen bei 3-35 % der Patienten beobachtet. Bei mehrmaliger Anwen dung der Substanz reduzierte sich die Nebenwirkungsrale beträchtlich. Sehr selten traten Synkopen (< 1%) auf,dieaufeinen vaso-vagalen Reflexmechanismus zurückgeführt werden. Diese Synkopen limitieren sich in der Regel selbst und stellen nur in Ausnahmefällen eine ernsthafte Gefährdung (Sturz) des Patienten dar. Die durchschnittliche Synkopendauer lag bei unter 50 Sekunden,wobei die meisten Synkopen bei Erstapplikation unabhängig von Begleiterkrankungen auftraten.Das Vorliegen einer kardiologischen Begleitmedikation (ink1. Nitrate) stellt keine Kontraindikalion für den Einsatz von Apomorphin dar. In der Zusammenfassung stellt Apomorphin die erste zentral wirksame Substanz dar, deren Wirksamkeit vor allem bei psychogener und leichterer organischer Erektionsstörung belegt ist. Die Nebenwirkungsrate ist sehr gering und tolerabel, die therapeutische Breite daher hoch. Im Vergleich zu den PDE5-Inhibitoren ist Apomorphin bezüglich der Wirksamkeit deullich unterlegen. Dies darf als Ursache angesehen werden, dass Apomorphin keinen wesentlichen SIelIenwert in medikamentösen ED-Therapie innepat.

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