Donnerstag, 10. Februar 2011

Besondere Untersuchungen in Ausnahmefällen


Eine extensive und invasive Diagnostik in nur in  Ausnahmefällen notwendig. In Regel erfolgt eine invasive Diagnostik vor operativ-rekonstruktiven Verfahren oder bei gutachterlichen Fragestellungen.Der Gesamtanteil der Patienten mit erektiler Dysfunktion, die einer extensiven Diagnostik zugeführt werden müssen, beträgt maximal 5 %.

 Messung nächtlicher Erektionen

Während des Schlafs kommt es beim gesunden Mann im Laufe der Nacht zu ca. 4-6 Erektionen von 10- bis 45minütiger Dauer. Die Stärke der Erektion nimmt mit der Länge des Schlafs zu. Am stärksten sind sie in den frühen Morgenstunden. Alp- und Angstträume sowie Schlafstörungen wirken hemmend. In diesem Zusammenhang ist eine weitgehender Verlust der nächtlichen Erektionen beim Schlafapnoe-Syndrom typisch. Die physiologischen nächtlichen Erektionen treten normalerweise im Anschluss an die so genannten REMPhasen (Rapid Eyes Movements) des Schlafs auf, in denen das Gehirn besondere Aktivitätsmuster zeigt. Es mehren sich die Studien, die nachweisen,dass diese nächtlichen Erektionen für die Versorgung der Schwellkörper mit Sauerstoff eine Rolle spielen und quasi ein "Training" darstellen.Bestehen organische Erektionsstörungen,sind die nächtlichen Erektionen in ihrer Häufigkeit und Stärke vermindert bzw. ganz aufgehoben.Die Messung von nächtlichen Erektionen erfolgt im Rahmen von gutachterlichen Fragestellungen nichtinvasiv am genauesten durch ein spezielles Gerät (Rigiscan@), welches Zeitdauer, Stärke und Größenveränderung des Penis erfasst.Hierzu werden zwei Elektroden im Bereich der Kranzfurche unterhalb der Eichel und an der Penisbasis befestigt, die die Messdaten liefern. Dies ist für den Patienten kaum belästigend und nicht schmerzhaft. Das Gerät selbst wird am Bein angebracht und speichert alle nächtlichen Daten. Am nächsten Tag können über einen Computer das Ausmaß und die Häufigkeit der Erektionen graphisch sichtbar gemacht und mit Normalwerten gesunder Männerverglichen werden. Die Messungen sollten über mehrere Nächte erfolgen, um ihre Genauigkeit und Aussagefähigkeit zu erhöhen.Im Allgemeinen erfolgt diese Untersuchung im Rahmen eines Krankenhausaufenthaltes. Bei guter Compliance kann die Untersuchung über mehrere Nächte auch in häuslicher Umgebung durchgeführt werden. Die Anschaffung des Geräts ist teuer und die Auswertung der Daten relativ aufwendig.Die Aussagekraft dieser Untersuchungsmethode ist jedoch ebenfalls beschränkt. So können Schlafstörungen die Messdaten  verfälschen.Einige Patienten tolerteren das Tragen der Elektroden über eine gesamte Nacht nicht. Die Ergebnisse sind daher nicht immer reproduzierbar. Rigiscan-Messungen haben jedoch ihren festen Platz in wissenschaftlichen Studien zur Prüfung neuer Medikamente und bei gutachterlichen Fragestellungen.

Penile Angiographie

Bei Verdacht auf isolierte Stenosen der zuführenden arteriellen Gefäße des kleinen Beckens oder bei V.a. anlagebedingte Gefäßmissbildungen kann eine penile Angiographie sinnvoll sein. Im allgemeinen wird diese Untersuchung nur dann durchgeführt,wenn sich Konsequenzen im Sinne einer Gefäßoperation  ergeben. Die Untersuchung ist invasiv und bleibt nur wenigen Zentren vorbehalten. Im Rahmen der ED-Diagnostik ist eine Diskussion der Befundsituation zwischen Radiologen und Urologen am Patienten unbedingt sinnvoll. Die meisten penilen Angiographien zeigen multiple oder langstreckige Stenosen bzw. Gefäßveränderungen, die bis in den Schwellkörper hineinreichen. Damit ist eine Revaskularisationsoperation in der Regel nicht erfolgversprechend,da im Schwellkörper selbst eine arterielle OP nicht möglich ist. Dies erklärt, war-um die penile Angiographie an Bedeutung verloren hat.

Cavernosographie und -metrie

Die radiologische Darstellung und Quantifizierung des cavernösen Blutabflusses während einer Erektion unter Prostatglandintestung wird Cavernosographie/ metrie genannt. In seltenen Fällen liegt eine sogenannte "venöse Leckage" vor. Typisch ist die anamnestische Angabe einer primären ED bei normaler Tumeszenz und kurzer Rigidität.Der Nachweis und die Lokalisation dieses "Lecks" können wichtig sein, da eine operative Unterbindung in einigen Fällen sinnvoll sein kann. Für eine Cavernosographie und -metrie werden die Penisschwellkörper nach örtlicher Betäubung mit dünnen Kanülen punktiert. Durch die Gabe von Prostaglandin EI wird eine artifizielle Erektion bzw. Hyperperfusion erzeugt. Dann erfolgt die kontrollierte Injektion von verdünntem Kontrastmittel in die Penisschwellkörper, so dass sich der venöse Abfluss unter Röntgendurchleuchtung dokumentieren lässt. In der gleichen Untersuchung wird mittels spezieller Messeinrichtungen auch der Druck innerhalb der Penisschwellkörper vor, während und nach der künstlichen Erektion gemessen und dokumentiert. Auch eine Cavernosographie/metrie ist nur dann sinnvoll, wenn sich bei Nachweis eines venösen Lecks operative Konsequenzen ergeben.Nicht selten kommen posttraumatische venöse Leckagen vor, die einer kausalen Therapie allerdings schwer zugänglich.

Spezielle neurologische Untersuchungen

Die Funktionsfähigkeit von einigen den Penis versorgenden Nerven ist mit neurologischen Untersuchungsmethoden überprüfbar. Allerdings betrifft dies hauptsächlich Nerven des willkürlichen Nervensystems. Das entscheidende autonome Nervensystem jedoch, welches vor allem für die Einleitung und das Ende einer Erektion zuständig ist, entzieht sich zur Zeit einer direkten Untersuchung.Durch elektrische Reizung des Nervus dorsalis penis an der Kranzfurche unterhalb der Eichel mit Hilfe einer kleinen Ringelektrode kann eine Kontraktion von Beckenbodenmuskeln erreicht werden.Hierzu gehört insbesondere der sogenannte Bulbocavernosus-Muskel. Die Zeitdauer von der Reizung bis zum Beginn der Kontraktion wird Bulbocavernosusreflex Latenzzeit genannt. Bei verzögerter,verlängerter oder verminderter Reflexantwort ergeben sich Hinweise auf eine Schädigung von peripheren Nervenbahnen und/oder Nervenzellen im Rückenmark. Erkrankungen, die solche Veränderungen verursachen können, sind z.B. PoIyneuropathien oder die multiple Sklerose.Weiterhin kann nach künstlicher Reizung des Penis die Reizantwort am Gehirn gemessen werden.Dies ist grob mit einem EEG (Elektroenzephalogramm) vergleichbar. Die "Empfangselektroden" werden an der Kopfhaut angebracht und die "Reizelektrode" am Penisschaft. Man bezeichnet diese Untersuchung als Messung von somatosensorisch evozierten Potentialen (SEP). Durch diese Methode sind Aussagen über die Funktionsfähigkeit des sensiblen Teils des den Penis versorgenden Nervensystems, d.h. über die Reizleitung zum Rückenmark und Gehirn möglich. Sowohl der apparative Aufwand als auch die Interpretation der Ergebnisse sind jedoch schwierig und bleiben Spezialisten vorbehalten. Bis vor wenigen Jahren hielt man die Untersuchung der evozierten Potentiale im Rahmen der ED-Abklärung für wesentlich.Dies hat sich gewandelt. Die Untersuchung ist mehr oder weniger bedeutungslos geworden. Der aktuelle klinische Stellenwert ist daher als sehr gering einzustufen·

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