Dienstag, 1. Februar 2011

Penile Veränderungen oder Erkrankungen


Penile Missbildungen oder Erkrankungen werden vom Betroffenen häufig tabuisiert. Sie wirken sich in der Regel direkt auf das Sexualleben und indirekt auf die Erektionsfähigkeit aus. Weiterhin unterscheiden Patienten häufig nicht zwischen einer penilen Erkrankung oder Veränderung und einer Erektionsstörung. Dies gilt vor allem dann, wenn keine "eindeutige" Kommunikation zwischen Arzt und Patienten besteht, was in der Praxis eher die Regel ist. Tatsächlich sind penile Erkrankungen überaus häufig. Aus diesem Grund sollen einige typische Krankheitsbilder kurz dargestellt werden.

Phimose
Im Allgemeinen ist die Vorhaut über der Eichel frei beweglich. Beieiner Vorhautverengung (Phimose) kann die Vorhaut nicht hinter die Eichel zurückgezogen werden. Eine Phimose kann in jedem Alter auftreten. Es handelt sich um eine sehr häufige Erkrankung. Nach Entzündungen oder Einrissen kommt es oft zu Narbenbildung, die die Vorhaut noch enger und unelastischer werden lässt. Dadurch istwiederum die Gefahr erneuter Einrisse
(z.B. beim Geschlechtsverkehr) und Entzündungen erhöht. Besonders häufig bestehen entzündliche Vorhautverengungen beim Diabetiker. Die Diagnose einer Vorhautverengung ist leicht zu stellen. Die Vorhaut kann nicht ohne Schmerzen hinter die Eichel gezogen werden. Nicht zuletzt sind hygienische und kosmetische Gründe für die Behandlung einer Vorhautverengung bedeutsam. Langzeituntersuchungen zeigten. dass durch die
Besiedelung der Absonderungen (Smegma) unter der Vorhaut mit bestimmten—Krankhcitserregern (Papillomviren) ein erhöhtes Risiko für Plattenepithelkarzinome des Penis und bei der Partnerin für Cervixkarzinome gegeben ist. Die Behandlung einer Vorhautverengung besteht aus einer Circumcision. Diese kann komplett oder teilweise durchgeführt werden. Die Auswirkungen auf das weitere Sexualleben werden von Betroffenen in der Regel positiv beurteilt.

Penisdeviation
Ausgeprägte Deviationen des Penis können angeboren und erworben sein. Ein nicht ganz exakt gerader Penis ist allerdings normal und stellt keinen körperlichen Mangel dar. Den vielfältigen Ursachen von Penismissbildungen ist eine Einschränkung der erektilen Funktion oder Schmerzen beim
Geschlechtsverkehr für einen oder beide Partner gemeinsam. Häufig ist die Harnröhre (z.B. Hypospadie) mit betroffen und damit die Miktion beeinträchtigt. Die angeborene Penisdeviation in eine Richtung fällt meist erst in der Pubertät auf. Die betroffenen jungen Männer sind oft sexuell gehemmt. Kommt es zu geschlechtlichen Beziehungen, kann der Beischlaf erschwert, unmöglich oder schmerzhaft für einen bzw. beide Partner sein. Häufig überredet erst die Freundin den Patienten, zum Arzt zu gehen. Durch eine relativ einfache Operation (z.B.OP nach Nesbit) kann in vielen Fällen eine Penisbegradigung erreicht werden, mit der beide Partner zufrieden sind. Eine Penisdeviation kann nur bei Erektion diagnostiziert werden. Daher müssen die Patienten entweder eine Photodokumentation selbst erstellen oder eine artifizielle Erektion (durch intracavernöse Prostatglandininjektion) erzeugt werden Erworbene Penisverbiegungen treten dagegen im fortgeschrittenen Alter auf. Es handelt sich hierbei um die so genannte Induratio penis plastica (IPP). Im Allgemeinen sind Männer über dem 45. Lebensjahr betroffen. Neuere Untersuchungen belegen, dass ca. 3-4 % aller Männer in unterschiedlichen Ausmaß betroffen sind. Es treten aus bis heute nicht genau bekannten Gründen bindegewebige chronische Entzündungen im Bereich der Schwellkörperummantelung auf, die zu Beginn der Erkrankung schmerzhaft sein können. Diese Bereiche sind verhärtet und gut tastbar, finden sich meist am Penisrücken und werden als Pla ques bezeichnet. Manchmal kommt es sogar zu einer Verknöcherung dieser Plaques. Es resultiert eine Abknickung des Penis und Rigiditätsminderung, die einen Geschlechtsverkehr unmöglich machen kann. Die Plaques bzw. Vernarbungen betreffen in der Regelnicht nur die Tunica albuginea, sondern auch das angrenzende Schwellkörpergewebe, was in der Regelzu einer mehr oder weniger ausgeprägten Beeinträchtigung der erektilen Funktionsfähigkeit führt. Zusätzlich kommt es nicht selten zu einer Gliedverkürzung. Der Verlauf der Erkrankung ist nicht vorhersehbar. Manchmal heilt eine IPP ohne Behandlung (ca. 30-40 %) spontan aus. Eine operative Begradigung kann bei stabiler Deviation (> 6 Monate) erfolgen. Der Eingriff hat jedoch keinen positiven Einfluss auf die Erektionsfähigkeit, sondern nur auf die Deviation. Hierüber muss der Patient extensiv aufgeklärt werden. Eine weitere seltenere Ursache für eine erworbene Abknickung oder erektile Dysfunktion stellt die so genannte "Penisfraktur" dar. Während eines zu stürmischen Geschlechtsverkehrs kann es bei plötzlichem Abknicken des steifen Gliedes zum Einreißen der straff gespannten Bindegewebshaut der Schwellkörper kommen. Die Betroffenen berichten von stechenden Schmerzen und sofortigem Rückgang der Erektion. Oft soll sogar ein knackendes Geräusch hörbar gewesen sein. Typisch ist ein großer Bluterguss, der sich unter der locker verschieblichen oberflächlichen Penishaut gut ausbreiten kann. Das Glied ist nicht selten grotesk geschwollen und verfärbt. Je nach Ausmaß des "Penisbruchs" ist eine rasche operative Naht (möglichst< 12 h) der Rissstelle und Entfernen des Blutergusses nötig. Andernfalls besteht die Gefahr einer bleibenden erektilen Dysfunktion oder Penisdeviation.

Penisgröße
Der Leser mag sich wundern, warum sich unter den Komorbiditäten einer erektilen Dysfunktion die Überschrift "Penisgröße" findet. Gemeint sind in diesem Fall allerdings nicht echte organische Veränderungen des Penis, sondern eingebildete. Die Meinung, dass der eigene Penis für einen regelrechten Beischlaf zu klein sei, ist leider ebenso verbreitet wie meist unbegründet. Eine Ausnahme bilden echte angeborene und erworbene Verkrümmungen des Penis, die mit einer funktionellen Verkürzung einhergehen. Vor allem jüngere
Patienten mit geringen sexuellen Erfahrungen glauben nach einem Misserfolg, dass die Ursache auch in ihrem zu kleinem Penis zu suchen sei. Ebenso werden Orgasmusstörungen der Partnerin oft auf einen zu kleinen Penis zurückgeführt. Der Leidensdruck mancher Patienten ist so groß, dass sie die Sprechstunde aufsuchen, um sich über eine operative Penisvergrößerung zu informieren. Die Patienten kommunizieren dies nicht selten in der Sprechstunde als Erektionsstörung. Tatsächlich schwankt die Größe eines erigierten Penis in Mitteleuropa zwischen 12 und 20 cm. Die mittlere Größe bei Erektion beträgt 14-18 cm. Dabei steht die Penisgröße in keiner Beziehung zur Potenz. Befragungen von Frauen haben ergeben, dass die sexuelle Zufriedenheit der Partnerin unabhängig von der Penisgröße des Mannes ist, sofern ein "Mindestgröße" (ca. 10 cm) vorliegt, ab der ein befriedigender Beischlaf funktionell erst möglich ist. Ebenfalls spielt der Gliedumfang ("Glieddicke") eine größere Rolle, wobei darüber noch keine verlässlichen Daten existieren. Im Allgemeinen sind Probleme mit der Größe des eigenen Penis, sieht man von echten Verkrümmungen des Gliedes, Mikropenis und Fehlmündungen der Harnröhrenöffnung ab, Ausdruck von Minderwertigkeitskomplexen und bJürfen einer psychotherapeutischen Behandlung.

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