Der Zusammenhang von erektiler Dysfunktion (ED) und endothelialer Dysfunktion ergibt sich unmittelbar aus der Kenntnis der zelluläre Physiologie der Erektion, welche in einem früheren Kapitel dargestellt wurde. Die erektile Dysfunktion wird daher auch als "Wünschelrute des Mannes" für seinen Gesundheitszustand bezeichnet. Einige Erkrankungen korrelieren in sehr hohem Maße mit Erektionsstörungen, so dass bei diesen Erkrankungen eine Sexualanamnese bzw. spezifisches Gesprächsangebot angezeigt ist. Die MMAS-Studie und eine Reihe von weiteren Untersuchungen haben folgende Begleitmorbiditäten bzw. Risikofaktoren
für eine erektile Dysfunktion identifiziert. Neben dieser allgemeinen Auflistung der Begleitmorbiditäten und Risikofaktoren iassen sich mittlerweile auch die relative altersjustierte Risikoerhöhungen (odds ratios) für einzelne Erkrankungen berechnen, wie nachfolgende exemplarisch zeigt. Damit wird die Einschätzung der Wahrscheinlichkeit einer gleichzeitig bestehenden ED erleichtert. Gut belegt ist die Korrelation von ED und LUTS (lower urinary tract symptoms). Offenbar bestehen ähnliche physiologische Bedingungen bezüglich der glattmuskulären Elemente im Bereich der penilen Schwellkörper, Prostata, Blasenhals, Blase und Urethra. In der Kölner Studie zur Prävalenz von Erektionsstörungen konnte gezeigt werden,
dass bei ca. 60-70 %der Männer mit LUTS gleichzeitig Erektionsstörungen und umgekehrt bestehen. Dieser Zusammenhang wurde mittlerweile in einer Vielzahl von weiteren Arbeiten bestätigt. Pathologische Veränderungen auf glattmuskulärer Ebene beeinflussen den gesamten unteren Harntrakt einschließlich der Schwellkörper und manifestieren sich nicht isoliert in einem Organ. Für die klinische Praxis bedeutet dies, dass bei Patienten mit LUTS ebenfalls eine Sexualanamnese bzw. ein Gesprächsangebot erfolgen sollte. Das Gespräch über eventuell vorhandene Erektionsstörungen wird so über das Symptom "Miktionsstörurgen" für Arzt und Patient erleichtert.
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