Dienstag, 11. Januar 2011

Koitushäufigkeit - Ablauf -eines normalen Koitus

 In der Sprechstunde zeigen sich nicht selten unrea-
I listische Erwartungen an die sexuelle physische
und psychische Leistungsfähigkeit. So wundern
sich manche Männer, dass es bei ihnen nur einmal
jeden zweiten Tag "klappen" würde, wo sie doch
Freunde kennen, die bis zu dreimal täglich ohne
Probleme "könnten". Nachstehende Tabelle zeigt
die durchschnittliche Koitusfrequenz in Westeuropa
in festen Partnerschaften in Abhängigkeit
vom Alter, wobei eine sehr hohe individuelle Variabilität
besteht. Neuere Untersuchungen belegen
weiterhin eine Abhängigkeit der Koitusfrequenz
von der Dauer einer Paarbeziehung. Die altersassoziierte
Abnahme der funktionellen Kapazität der
Schwellkörper ist als normal zu betrachten und
entspricht im wesentlichen der altersassoziierten
Abnahme der funktionellen Kapazität anderer Organe.
Die Dauer eines normalen Geschlechtsakts beträgt
eher unter 10-15 Minuten. Die subjektiv erlebte
Zeitdauer unterscheidet sich dabei von der objektiv
gemessenen Zeitdauer erheblich. Im Allgemeinen
wird die Zeitdauer von den Beteiligten (Mann
und Frau) eher überschätzt. Neuere Studien gehen
von eine mittleren Koitusdauer von unter 7 Minuten
aus). Vor- und Nachspiel können
natürlich ein Vielfaches an Zeit beanspruchen. Zur
Vereinfachung der Beschreibung eines Koitus haben
MASTERS und JOHNSON bereits im Jahre
1967 eine Einteilung in vier Phasen  geschaffen,
die gut mit den organphysiologischen
Vorgänge im Schwellkörper korrelieren.
• Erregungsphase
• Plateauphase
• Orgasmus
• Entspannungsphase
Diese Einteilung lässt allerdings die psychischen
Vorgänge außer Acht und beschreibt hauptsächlich
das körperliche Geschehen. Die zeitliche Länge
der einzelnen Phasen ist großen Schwankungen
unterworfen. In jeder Phase kann es zu Störungen
kommen. Probleme innerhalb der ersten drei Phasen
manifestieren sich beim Mann in der Regel in
Erektionsstörungen.
Erregungsphase
In der Erregungsphase steigt nach sexueller Stimulation
die Blutfülle der Geschlechtsorgane. Beim
Mann tritt durch die Relaxation der glatten Muskulatur
in den penilen Arterien und TrabekeIn
eine vollständige Erektion ein. Das Ende der Erregungsphase
fällt oft mit dem Beginn des eigentlichen
Koitus, d.h. mit dem Einführen des Gliedes in
die Scheide zusammen. Hier entscheidet sich, ob
eine Erektion ausreicht und es zur Fortsetzung des
Beischlafskommt oder ein erneuter Anlauf mit erneutem
Aufbau einer sexuellen Spannung stattfinden
muss. Der venöse Abfluss muss füreine ausreichende
Rigidität möglichst gedrosselt werden. Die
Penetration ist häufig mit Versagensängsten gekoppelt,
die sich über die Gliedhärte bzw. nicht
ausreichend reduzierten venösen Abfluss äußern.
Versagensängste können zu einer Aktivierung
von inhibitorischen sympathischen Impulsen
führen, die eine komplette Rigidität bzw. Relaxation
der glatten Muskulatur verhindern. Kann
der Punkt des Eindringens erfolgreich überwunden
werden, ist der weitere Koitusverlauf oft ungestört.
Plateauphase
Wenn die sexuelle Stimulation fortgesetzt wird,
kommen die Partner in die so genannte Plateauphase.
Die Genitalien sind maximal blutgefüllt.
Eine erhöhte Muskelspannung findet sich am ganzen
Körper. Die Koitusbewegungen steigern sich
und werden zunehmend unwillkürlich. Die Aktivierung
der ischiokruralen Muskulatur erhöht den
intrakavernösen Druck, was zu einer maximalen
Rigidität führt. Die quergestreifte ischiokrurale
Muskulatur wird dabei sowohl willkürlich als auch
unwillkürlich innerviert. Hier kann ein vor-
 Anatomie des Penis und Physiologie der Erektion
zeitiger Verlust der Gliedhärte durch verminderten
Blutzufluss in den Penis oder gesteigerten Blutabfluss
den Koitus beenden, wenn die zelluläre Relaxationskaskade
(NO/cGMP/cGK) zusammenbricht.
Da die Unterbrechung kurz vordem Orgasmus
erfolgt, ist dann der Beischlaf für beide Partner
frustrierend .
Orgasmus
Im Orgasmus kumuliert das sexuelle Lustgefühl.
Die Ejakulation wird als Reflexantwort eingeleitet
und kann nicht zurückgehalten werden. Die Bewegungen
sind dabei im allgemeinen unwillkürlich.
Eskommt zu einer sympathisch getriggerten Kontraktion
der glatten Muskulatur der Prostata und
Beckenbodens. Das Ejakulat, welches hauptsächlich
aus Prostatasekret besteht (ca. 90 %) wird in
drei bis sieben Schüben ausgestoßen. Ejakulation
und Erektion werden voneinander in weiten Teilen
unabhängig reguliert, d.h. eine Ejakulation ist
auch ohne Erektion möglich bzw. auslösbar.
Entspannungsphase
Die Entspannungsphase tritt beim Mann kurz
nach dem Orgasmus ein. Meist erfolgt eine leichte
Schweißsekretion besonders im Bauch- und Rückenbereich.
Parallel erschlafft der Penis und die
Muskulatur entspannt sich. Es kommt zu einer
Verringerung des penilen arteriellen Zufluss und
Tonisierung der glattmuskulären Elemente im
Corpus cavernosum, wodurch sich der venöse Abfluss
deutlich steigert. Die Rigidität des Penis
nimmt deutlich ab, jedoch bleibt für längere Zeit
eine erhöhte Tumeszenz bestehen. Während die
Frau tatsächlich mehrere Orgasmen in kurzer Folge
erleben kann, kommt es beim Mann nach Orgasmus
und Ejakulation zur Gliederschlaffung
und damit zum Ende des eigentlichen Geschlechtsakts.
Nach einer individuell sehr unterschiedlichen
Erholungszeit ist jedoch bei entsprechender
erotischer Stimulation ein erneuter Erektionszyklus
bzw. Koitus möglich.

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