Freitag, 14. Januar 2011

Epidemiologie der ED in Deutschland (Kölner Studie)

Für Deutschland darf die von Braun et ~l. im Jahre 2000 publIzierte Kölner Befragung als dIe aussagekräftigste Untersuchung zur Prävalenz der ED angesehen werden. Durch diese erste umfassende deutsche epidemiologische Studie besteht für die Bundesrepublik Deutschland eine solide Datenbasis. Aus diesem Grund sollen die Ergebnisse dieser Studie hier ausführlich dargestellt werden. Eine repräsentative Stichprobe von 8000 Männern im Alter zwischen 30 und 80 Jahren aus dem Kölner Stadtbezirk wurde mittels eines neu entwickelten und validierten Fragebogen postalisch dreimal befragt. Neben der erektilen Funktion und Lebensqualität enthielt die Untersuchung Fragen Das mittlere Alter der antwortenden Männer betrug 5\,8 Jahre. Zwei Drittel der Männer (2967/4489 = 66 %) waren verheiratet oder lebten in einer stabilen Beziehung. 21 %der Männer waren alleinlebend ohne festen Partner. Ca. 13 % lebten in Scheidung oder waren verwitwet ohne Angabe zu einer festen Partnerschaft. Der Durchschnittshaushalt der antwortenden Männer wies 2,2 Mitglieder auf. Das durchschnittliche Bruttoeinkommen betrug ca. \900 Euro. Diese Daten entsprachen im wesentlichen den städtischen bundesrepublikanischen (West) Durchschnittswerten. 97 % der antwortenden Männer aus der jüngsten befragten Altersgruppe (30-34 Jahre) und 63 %aus der ältesten befragten Altersgruppe (75-80 Jahre) berichteten über eine regelmäßige sexuelle Aktivität (autoerotische Aktivitäten und Austausch von Zärtlichkeiten ohne Geschlechtsverkehr eingeschlossen). Obwohl die Häufigkeit von sexuellen Aktivitäten in Abhängigkeit vom Alter abnahm,
zeigte sich bei 81 % der Männer zwischen 60-69 Jalhre und 63 % der Männer über 70 Jahre eine mindestens einmal wöchentliche sexuelle Aktivität. Zwischen 32 % und 44 % der antwortenden Männer waren allerdings mit ihrem Sexualleben unzufrieden, wobei sich keine Alterskorrelation erkennen ließ. Die Unzufriedenheit mit dem Sexualleben korrelierte dabei nicht eindeutig mit der tatsächlichen erektilen Funktion. Die Prävalenz der erektilen Dysfunktion betrug in der Kölner Studie über alle Altersklassen 19,2 %. Es fand sich ein ausgeprägter altersabhängiger Anstieg von 2 % auf 53 %. Der Anstieg war weitgehend linear in den Altersklassen zwischen 30 und 59 Jahren. In den höheren Altersklassen (> 60 Jahre) zeigte sich ein exponentieller Anstieg der Prävalenz einer erektilen Dysfunktion. In der Altersklasse der über 70jährigen bestand in über 50 % der Befragten eine erektile Dysfunktion. Diese Daten wurden mittlerweile in mehreren internationalen epidemiologischen Studien und in einer Nachfolgestudie im Raum Köln mehrfach bestätigt. Zweifellos steht die erektile Dysfunktion in keiner direkten Beziehung zur Sterblichkeit von Männern. Dennoch darf ihr Einfluss auf den männlichen Gesundheitszustand nicht übersehen werden. Es erscheint überflüssig zu hetonen, dass nur wenige Erkrankungen im gleichen Maße am männlichen Selbstwertgefühl nagen. Zudem sind in einer Partnerschaft immer zwei Menschen von diesem Problem betroffen. Die individuellen Bedürfnisse sind hier allerdings sehr unterschiedlich und variieren zudem im Lauf eines "Männerlebens". Entscheidend ist, dass nicht jede Erektionsstörung behandelt werden muss. Manche Patienten legen aus verschiedenen Gründen einfach keinen Wert mehr auf regelmäßigen Geschlechtsverkehr oder Erektion. Ob eine Erektionsstörung behandlungsbedürftig ist oder nicht, hängt entscheidend vom Leidensdruck und der Gesamtsituation des Einzelnen ab. Dabei spielen von den Medien aufgebaute Erwartungen an einen "vitalen Mann in den besten Jahren" ebenfalls eine Rolle. Die wegweisende epidemiologische Untersuchung von Braun et al. hat die Prävalenz von Erektionsstörungen mit dem Leidensdruck im Abhängigkeit vom Alter untersucht. Unter der Annahme, dass eine erektile Dysfunktion dann behandlungsbedürftig ist, wenn auch ein entsprechender Leidensdruck bzw. Unzufriedenheit bez. der erektilen Funktion vorliegt, ergibt sich in der Altersklasse
der sO-60jährigen bei 6,8 % der antwortenden Manner eine' Hi'hilridlungsindikiliion: Demnach ist in dieser Altersgruppe nur ca. ein Drittel der Männer mit erektiler Dysfunktion auch behandlungsbedürftig. Es zeigt sich mit anderen Worten, dass nicht jede erektile Dysfunktion mit einem entsprechenden Leidensdruck einhergeht und behandelt werden muss. Eine sexuelle Erfüllung oder sexuelle Aktivitäten, die zwar über 60% aller Männer regelmäßig ausüben, sind demnach im höheren Alter nicht unbedingt an die erektile Potenz geknüpft. Der Anteil der Männer, die einer Behandlung bez. ihrer Erektionsstörung bedarf, ist in der Altersgruppe zwischen 60·69 Jahre mit ca. 14 % am höchsten. Damit ergibt sich die folgende prozentuale Verteilung von behandlungsbedürftigen Erektionsstörungen im Abhängigkeit vom Alter (Erektionsstörung und Leidensdruck). Eine Behandlungsindikation ergibt sich somit nur bei den Männern, die einen Leidensdruck bezüglich einer bestehenden Erektionsstörung aufWeisen. Dies bedeutet, dass über alle Altersklassen nicht 20 %, sondern nur ca. 9 % aller  Männer behandlungsbedürftig sind, was immer noch eine sehr hohe Anzahl darstellt. Weiterhin lässt sich sehr schön zeigen, dass nicht die Altersgruppe der Höherbetagten (> 70 Jahre) besonders unter Erektionsstörungen leidet, obwohl in dieser Altersgruppe Erektionsstörungen naturgemäß sehr häufig sind (>50%). Zur Zeit leiden weltweit ca. 152 Millionen Männer unter einer erektilen Dysfunktion. Prospektive Berechnungen gehen davon aus, dass im Jahre 2025 weltweit ca. 322 Millionen Männer betroffen sind.

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